Presseberichte

Wenn rüstige Senioren andere Betagte betreuen

Die Altersheime in der Schweiz stehen vor riesigen Herausforderungen. Im Jahr 2045 werden zehn Prozent der Bevölkerung über 80 Jahre alt sein. Bereits heute zeichnet sich ein Mangel an Pflegepersonal ab. Angehörige beklagen sich darüber, dass ihre Verwandten ungenügend betreut werden. Die meisten Seniorinnen und Senioren wünschen sich, so spät wie möglich oder gar nicht ins Heim zu gehen.

Die Senioren sollen ihren Lebensabend in Würde verbringen können.

Damit das möglich ist, muss eine minimale Betreuung zu Hause sichergestellt sein. Ausserdem ist es wichtig, dass Betagte soziale Kontakte pflegen. Solche Aufgaben übernehmen mit professioneller Begleitung die regionalen oder lokalen Genossenschaften «Kiss» mit ihrem Prinzip der Zeitnachweis. Dieses funktioniert so: Junge und vor allem auch rüstige Senioren betreuen und begleiten freiwillig Betagte. Die dabei geleisteten Stunden werden ihnen auf einem persönlichen Zeitkonto gutgeschrieben. Diese können sie sofort oder später einlösen, wenn sie selber auf Unterstützung angewiesen sind.

Die öffentliche Hand profitiert

Diese Freiwilligenarbeit im Bereich der Altersbetreuung nimmt stetig zu. Inzwischen gibt es in der Schweiz rund zehn KissGenossenschaften mit etwa 1400 Mitgliedern. Susanna Fassbind hat das Prinzip der Altersvorsorge, die auf der Basis von Zeit funktioniert, mit drei Mitgründerinnen in der Schweiz eingeführt. Sie sagt: «Wir wollten den Beweis erbringen, dass wir liebevoll und gleichzeitig effizient sind. Denn unsere Arbeit muss sich ja für die Gesellschaft lohnen.» Auch heute ist die 75-jährige Fassbind noch fast jeden Tag unterwegs, um ihre Vision zu verbreiten und neue Genossenschaften zu gründen.

In der Stadt Zug, wo sie aufgewachsen ist und immer noch lebt, fand Fassbind Stiftungen und öffentliche Partner, um den Wert der Zeitnachweis für die Zivilgesellschaft bestimmen zu können. Die Zuger Regierung finanzierte die Kiss-Genossenschaft in der Stadt Zug und der Gemeinde Cham mit Mitteln des Lotteriefonds mit. Sie bezahlte über drei Jahre je 30 000 Franken beziehungsweise 15 600 Franken für Kiss Cham. Ein Teil davon wurde investiert in die Entwicklung einer Software-Ergänzung zur genauen Wertbestimmung der einzelnen Dienstleistungen. Damit können die einzelnen Genossenschaften aufschlüsseln, was die von ihnen geleistete Freiwilligenarbeit der öffentlichen Hand bringt.

Artikel der NZZ vom 09.05.2018

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